Es gibt Einladungen, die lehnt man nicht ab. Wenn eine gute Freundin anruft und verkündet, dass sie ein Cassoulet nach Toulouser Art zubereiten wird, dann ist der Weinfreund schneller an der Tür, als man „Confit de Canard“ sagen kann. Die Vorfreude auf das französische Schmorgericht war bereits groß – aber was dann noch folgen sollte, übertraf alle Erwartungen.

Denn die Gastgeberin hatte nicht nur kulinarisch aufgefahren, sondern auch vinophil: Zum Cassoulet wurde ein 2010er L’Excellence Clos des Menuts kredenzt, ein Saint-Émilion Grand Cru aus dem Bordelais. Der Weinfreund war sprachlos. Ein 15 Jahre gereifter Bordeaux zu einem selbstgekochten Cassoulet? Diese Frau versteht etwas von Gastfreundschaft!

Ein Gericht mit Geschichte

Bevor wir zum Wein kommen, muss kurz über das Cassoulet geschwärmt werden. Denn was dort in der Auflaufform vor sich hin schmurgelte, war nichts weniger als ein französisches Nationalheiligtum. Weiße Bohnen, langsam gegart mit Knoblauchwürstchen, konfierter Ente und einer Kruste, die beim Anblick schon knusprig knackte. Ein Gericht, das Stunden im Ofen verbracht hat und die ganze Wohnung in eine kleine Brasserie verwandelte. Der Duft allein hätte schon einen Blogpost verdient.

Die Freundin hatte sich wirklich selbst übertroffen. Nicht nur das aufwendige Gericht gemeistert, sondern auch noch den perfekten Weinbegleiter dazu ausgewählt. Der Weinfreund fühlte sich wie ein König, der zum Festmahl geladen wurde.

Der erste Schluck

In das Glas gegossen, präsentierte sich der L’Excellence in einem tiefen, satten Rubinrot – nach 15 Jahren Reife mit wunderschönen granatroten Reflexen am Rand. Beim Schwenken zeigten sich schöne, träge Schlieren am Glasrand, die von der Substanz des Weines zeugten. Der Weinfreund schnupperte erwartungsvoll und wurde nicht enttäuscht.

Aus dem Glas strömten Aromen von reifen Pflaumen und getrockneten Früchten. Dazu gesellte sich ein Hauch von dunkler Kirsche und – der Weinfreund ist sich nicht ganz sicher – vielleicht ein Anflug von Tabak und Leder? Das klingt jetzt sehr nach Weinprofi, aber manchmal stolpert man einfach über diese Beschreibungen und denkt: Ja, genau das ist es! Die Reife hatte dem Wein eine wunderbare Komplexität verliehen.

Am Gaumen zeigte sich der Saint-Émilion Grand Cru dann von seiner charmantesten Seite. Die Tannine waren da, aber nach all den Jahren im Keller samtig weich und zurückhaltend geworden. Kein aggressives Mundgefühl, keine austrocknende Herbheit, sondern eine geschmeidige Eleganz. Die Frucht der Pflaumen setzte sich fort, ergänzt durch eine dezente Würze und einen wunderbar langen Abgang. Mit 14,5% Alkohol ist er kein Leichtgewicht, aber das merkt man kaum – so harmonisch fügt sich alles zusammen.

Die perfekte Liaison

Und dann kam der Moment der Wahrheit: der erste Bissen Cassoulet, gefolgt von einem Schluck Wein. Der Weinfreund kann nur sagen: Wow. Das war ein Food-Pairing, wie es im Buche steht. Die Gastgeberin hatte goldrichtig gewählt!

Die sanften Tannine des gereiften Weines umschmeichelten das fette, würzige Fleisch der Ente, ohne zu dominieren. Die Fruchtigkeit harmonierte wunderbar mit den langsam gegarten Bohnen und den kräftigen Knoblauchwürstchen. Wo ein zu junger oder zu kräftiger Wein das Gericht erschlagen hätte, ordnete sich der L’Excellence respektvoll unter und hob gleichzeitig einzelne Aromen hervor. Bei jedem Bissen und jedem Schluck entdeckte man neue Nuancen.

Besonders beeindruckend: Auch nach dem Öffnen einer weiteren Flasche (der Weinfreund gesteht) blieb der Wein interessant und vielschichtig. Keine Langeweile, keine Ermüdung des Gaumens. Stattdessen ein beständiger Begleiter durch einen wunderbaren Abend.

Ein Abend, der bleibt

Während draußen der Winter sein Unwesen trieb und die Weihnachtsdeko im Hintergrund sanft glitzerte, saßen wir am Tisch, aßen, tranken und redeten über Gott und die Welt. Genau für solche Momente wurde Wein erfunden, davon ist der Weinfreund überzeugt.

Der 2010er Clos des Menuts L’Excellence war die perfekte Wahl zu diesem winterlichen Schmaus. Ein Grand Cru, der seine Reife in vollen Zügen genießen lässt und beweist, dass guter Bordeaux mit den Jahren nur noch besser wird. Der Weinfreund ist dankbar für Freunde, die nicht nur kochen können, sondern auch wissen, welcher Wein dazu gehört.

Nächstes Mal muss der Weinfreund wohl in Vorleistung gehen und selbst etwas Besonderes auftischen. Ob das Cassoulet-Niveau erreicht wird, bleibt fraglich. Aber der Wille ist da!

In diesem Sinne: Auf großzügige Gastgeber, französische Klassiker und gereifte Bordeaux-Schätze. Prost 🍷!

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